Mittwoch, 13. Februar 2008

Autorenstreik in hollywood beendet

Los Angeles (dpa) - «Happy End» in Hollywood: Nach 100 Tagen erbittertem Arbeitskampf haben die amerikanischen Drehbuchschreiber ihren Streik beendet und sind am Mittwoch an ihre Schreibtische zurückgekehrt.
Die mit Spannung erwartete Gala zur Vergabe der Oscars am 24. Februar ist damit gerettet. Die Vorarbeiten liefen sofort mit Hochdruck an. Auch zahlreiche TV-Shows und Filmprojekte, die seit dem Beginn des Streiks am 5. November mit Millionenkosten lahmgelegt waren, wollen schnellstmöglich wieder auf Sendung gehen.
Die Drehbuchschreiber hatten sich am Dienstag mit überwältigender Mehrheit für ein Ende des Arbeitskampfs ausgesprochen. Sie folgten damit einer Empfehlung ihres Gewerkschaftsvorstands. Bei Veranstaltungen in New York und Los Angeles stimmten 92 Prozent der fast 4000 anwesenden Mitglieder für die sofortige Wiederaufnahme der Arbeit, berichtete die «New York Times». Über den neuen Arbeitsvertrag mit den Film- und Fernsehstudios entscheiden die insgesamt rund 12 000 Autoren gesondert in einer schriftlichen Abstimmung bis zum 25. Februar.
«Ich bin begeistert, dass die 80. Oscar-Verleihung jetzt mit Volldampf anlaufen kann», jubelte Sid Ganis, der Präsident der Oscar- Akademie. Die Veranstalter hatten gefürchtet, dass ihre traditionelle Glitzershow ins Wasser fallen könnte. Die Golden-Globe-Gala im Januar war ein abschreckendes Beispiel: Weil die Hollywoodstars sich mit den streikenden Autoren solidarisch erklärten, musste die TV-Show damals zu einer dürren Pressekonferenz abgespeckt werden, die Zuschauer wandten sich ab, die Werbeeinnahmen gingen zurück. Die Oscars ziehen jetzt alle Register, um in der kurzen verbleibenden Zeit das gewohnte Feuerwerk an Reden, Gags und Showeffekten noch auf die Beine zu stellen, das ihr Millionenpublikum so liebt.
Die Drehbuchautoren, die die Traumfabrik mit der Rückendeckung der Stars in den vergangenen Monaten nahezu in die Knie gezwungen haben, sind derweil mit ihrem Deal recht zufrieden. «Der Streik ist vorbei», erklärte Gewerkschaftschef Patric Verrone offiziell. «Statt von der Zukunft ausgeschlossen zu sein, werden die Autoren den Weg weisen, wenn das Fernsehen ins Internet geht und neue Medienplattformen entwickelt werden.»
Der neue Drei-Jahres-Vertrag für die Autoren sieht vor allem beim zentralen Streitpunkt - der Internetnutzung - klare Verbesserungen vor. In den beiden ersten Jahren erhalten die Schreiber bei der Weiterverwertung ihrer Arbeiten im weltweiten Netz einen Pauschalbetrag von maximal 1200 Dollar, im dritten Jahr gibt es zwei Prozent der Vertriebseinnahmen - eine Schlüsselforderung der Autoren. «Mit diesen Fortschritten haben wir bei der digitalen Welt den Fuß in der Tür», so Verrone.
Die Produzenten, die den Autoren weit mehr entgegenkamen als zunächst gedacht, verzichteten ebenfalls auf Wehgeschrei. «Am Schluss hat jeder gewonnen. Es war ein faires Geschäft», lobte der Topmanager des großen US-Senders CBS, Leslie Moonves. «Wir wollen so schnell wie möglich zu unserem regulären Sendeschema zurückkehren.»
Mehr als drei Monate hatten die fernsehsüchtigen Amerikaner ihre TV-Gewohnheiten massiv umstellen müssen. Die beliebten Late-Night- Shows schalteten praktisch vom ersten Streiktag an auf Konserve, und auch zahlreichen Filmen und TV-Serien gingen sehr schnell die Drehbücher aus. Mit Spannung wird jetzt erwartet, ob es eine Rückkehr zum «business as usual» gibt, oder ob die großen Sender die Zäsur nutzen, um noch mehr als bisher auf billige «Reality-Shows» umzustellen.
Sicher ist jedenfalls eins: Der Streik hat Hollywood Millionen gekostet und tausende Arbeitsplätze vernichtet. Einer neuen Schätzung zufolge hatte die Traumfabrik - alles zusammengerechnet - Einnahmeausfälle von 3,2 Milliarden Dollar (gut zwei Milliarden Euro) zu verkraften. Der letzte Streik 1988, der mit fünf Monaten noch deutlich länger war, hatte Einbußen von 500 Millionen Dollar gebracht. Der sonst so geschmiert laufende Mammutbetrieb dürfte noch Monate brauchen, bis er sich von dem Schrecken erholt hat. Vielleicht war die Einigung jetzt also eher ein «Happy End» auf Raten.

1 Kommentar:

Christoph hat gesagt…

Quelle: www.lycos.de